Tatort Altbau 3

Innendämmung historischer Bausubstanz

Der dritte Tatort Altbau fand am 3. Juli 2009 mit dem Thema „Innendämmung historischer Bausubstanz“ im Bürgerhaus in Kaub statt. Innendämmung ist nach den Vorgaben der EnEV 2009 auch bei bestehender bzw. historischer Bausubstanz ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Sanierung. Wird sie unfachmännisch ausgeführt, kann jedoch gerade diese Maßnahme mehr Schaden als Nutzen anrichten, in Gebäuden zu gesundheitsgefährdendem Pilz- und Schimmelfall und/oder zu Feuchtigkeitsschäden an der Substanz führen.

Innendämmung historischer Bausubstanz
© HwK Koblenz

„Die energetische Aufrüstung des historischen Gebäudebestandes hat sich durch ehrgeizige Klimaziele und die attraktiven Förderangebote der KfW zu einem Milliardenmarkt entwickelt. Jede zweite der insgesamt 39 Millionen Wohnungen in Deutschland wird derzeit als sanierungsbedürftig eingestuft, bei einer Sanierungsrate von 2,5 % müssen also jährlich 950.000 Wohnungen modernisiert werden“, betonte HwK-Hauptgeschäftsführer Alexander Baden in seiner Begrüßung. Nahezu 80 Milliarden Euro gäben die Deutschen für die Sanierung des Altbaubestandes aus – ein attraktiver Wachstumsmarkt nicht zuletzt für Bauhandwerker.

Hohe und ganz spezielle Anforderungen stellt, wie die beiden Referenten der Tagung, Dipl. Ing. Bettina Stöckicht vom Deutschen Fachwerkzentrum in Quedlinburg und Dipl. Ing. Wulf Eckermann vom Institut für Bauforschung und Bauunterhaltung an der Fachhochschule in Potsdam, verdeutlichten, dabei die Sanierung und Innendämmung von Fachwerkbauten. Rund 2,4 Millionen gibt es in Deutschland, teils mit Sichtfachwerk, teils verputzt oder verkleidet. Gerade bei ihnen kann unfachmännische Innendämmung, beispielsweise mit unpassenden, nicht kapillaraktiven Materialien und unpassenden, unkontrollierbare Hohlräume schaffenden Methoden vorgenommen, zu nachhaltigen Feuchtigkeitsschäden an der Substanz, an der Holzkonstruktion führen. „Bei der Erstellung von Sanierungs- und Dämmkonzepten für Fachwerkbauten reicht der Bezug auf DIN-Vorgaben und Normen allein meist nicht aus, da ist sind Verantwortung und Kompetenz des Planers und der ausführenden Fachbetriebe doppelt gefordert“, erklärte Eckermann. Ein „Klebehaus“, bei dem einfach wahllos irgendwelche Platten und Dämmmaterialien an die Wände gepappt werden, komme hier schon gar nicht in Frage.

Über entsprechende Methoden und Materialien, die bei einem ökologischen Pilotprojekt unter wissenschaftlicher Begleitung bei einem Objekt in der Langen Gasse in Quedlinburg eingesetzt wurden, informierte Bettina Stöcicht in ihrem Referat. Bei der Sanierung des um 1780 als zweigeschossige Fachwerkkonstruktion auf einem massiven Erdgeschoss und über drei Gewölbekellern errichteten Haus, das jetzt zu Mietwohnzwecken genutzt wird, bot sich die Möglichkeit, verschiedene Dämm-, Schallschutz- und Heizvarianten zu realisieren und langfristig durch wissenschaftliche Messungen deren Auswirkungen auf Bausubstanz, Energieverbrauch und subjektives Nutzerbefinden auszuwerten.

In Sachen Dämmung wurde dabei mit Holzleichtlehmsteinen, mit Wärmedämmlehm, Kalziumsilikatplatten und Holzweichfaserplatten gearbeitet. Kosten: zwischen 95 und 134 Euro pro Quadratmeter, wobei, wie Stöckert erläuterte, bei der Arbeit mit Platten noch die zusätzlichen Kosten für die notwendige Vorbereitung der Wände mit Ausgleichsputz berücksichtigt werden muss. Fazit trotzdem: „Ökologisches und energiesparendes Sanieren ist unter üblichen Baubedingungen sowie in der geforderten Flexibilität und Gebrauchssicherheit für Mietwohnungen möglich…Voraussetzungen für den Erfolg derartiger Fachwerksanierungen sind eine fachgerechte Detailplanung sowie eine konsequente Bauleitung zur Sicherung einer hohen Ausführungsqualität.“

Im Anschluss an die Referate konnten sich die Tagungsteilnehmer am praktischen Objekt, am ehemaligen Kurpfälzischen Amtshaus in Kaub, das gegenwärtig saniert und zusammen mit einem Anbau als Rheinsteig-Jugendherberge fungieren wird, über die Sanierung historischer Bausubstanz und hier eingesetzte Dämmmaßnahmen informieren. Die notwendigen Fakten dazu gab’s bei einer Führung aus erster Hand, durch Mathias Dimmer, planender Architekt und Bauleiter des Projekts. Im Erdgeschoss, so Dimmer, werde aus Hochwassergründen auf Innendämmung verzichtet, im Obergeschoss wird sie, substanzgerecht, aus Schilfrohrmatten und Lehmputz eingebracht.