Tatort Altbau 6

Dachausbau historischer Gebäude

Die energetische Optimierung historischer Dachwerke ist für Handwerker, Architekten und Denkmalpfleger eine besondere Herausforderung. Der sechste Tatort Altbau zum Dachausbau historischer Gebäude am 30. April 2010 in Schloß Engers lieferte kreative Lösungsansätze für die vielgestaltigen Fragestellungen zu diesem Thema.

Dachausbau historischer Gebäude
© Hannelore König, Mainz

Der Architekt Peter Brückner präsentierte eine Auswahl von Projekten, die das international renommierte Architekturbüro Brückner & Brückner aus Tirschenreuth in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege realisierte. Immer den „genius loci“ im Blick setzt das Büro in direkter Auseinandersetzung mit dem Ort und den Menschen bei seinen Entwürfen auch auf längst in Vergessenheit geratene Dacheindeckungen wie z.B. Biberschwänze aus Glas für das Bayerisch-Böhmische Kulturzentrum in Schönsee. Der Vortrag hat deutlich gezeigt, dass hochmoderne, innovative Konzepte den Erhalt Jahrhunderte alter Dachstühle nicht ausschließen.

Zimmerermeister Uwe Rumeney von der Firma Ars ligni in Münchwald begann seinen praxisorientierten Vortrag zunächst mit der Frage über "Billiges Wohnen im Dach - mit teueren Konsequenzen?" und verwies auf die Gefahren, die ein Dachausbau in sich birgt. Der Bauherr sollte ganz genau abwägen, welche Vor- und Nachteile der Ausbau eines Daches mit sich bringen kann. Allzu oft werden Maßnahmen ergriffen, die sich im Nachhinein als kostenintensiv erweisen und in vielen Fällen sogar gravierende Bauschäden nach sich ziehen können, wenn die Aus- und Umbauten nicht absolut sauber ausgeführt worden sind. Rumeney führte Vor- und Nachteile detailliert auf und stellte abschließend die „Box im Dach“ als Alternative zum umfassenden Ausbau des Dachraums zur Diskussion, die in keinem Kontakt zur Dachhaut steht und somit eine regelmäßige Kontrolle wichtiger Knotenpunkte ermöglicht.

Nach einer kurzen Einführung über die Geschichte und Sanierung des Schlosses durch den Leiter der Stabsstelle Bau und Technik der Generaldirektion Kulturelles Erbe Albert Diehl erläuterte Reiner Lemke vom Schwab Lemke Ingenieurbüro für Baukonstruktion in Köln das statische Konzept der Dachsanierung. Große Probleme bereitete hier die Stuckdecke im Saal der Diana. Die mit Malereien von Januarius Zick aus der Zeit der Erbauung um 1760 entstandene Decke erforderte den Einbau eines neuen Tragsystems, das unabhängig von der historischen Deckenkonstruktion auf Außen- und Mittelwand aufgelagert ist. An der neuen Konstruktion konnte anschließend die sensible Stuckdecke aufgehängt werden.

Im Anschluss konnten die Teilnehmer die umgesetzten Lösungen bei einer Führung durch das Schloss vor Ort ansehen.