Tatort Altbau 11

Farbe - Material und Gestaltung

Der 11. Tatort Altbau über das Thema „Farbe - Material und Gestaltung“ fand am 22.07.2015 in Kooperation mit der Abtei Rommersorf-Stiftung in der bei Neuwied gelegenen Abtei stattfand. Neben der Geschichte der Farbgebung an Fassaden, über historische und moderne Beschichtungssysteme bis hin zur praktischen Anwendung geeigneter Anstrichsysteme für unterschiedliche Untergründe befassen sich die Vortragsthemen auch mit dem gestalterischen Umgang von „Neu neben alt“ über Farbe, Material und Form von Um- und Anbauten im historischen Bestand.

Farbe - Material und Gestaltung
© HwK Koblenz

Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer der Abtei-Rommersdorf-Stiftung Dr. Reinhard Lahr und einleitende Worte der Architektin Edda Kurz, Vorstandsmitglied der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, gab Dr. Uwe Erfurth vom Institut für Bautenschutz in Bad Kohlgrub mit Thema „Anstriche für historische Gebäude – was ist geeignet“ einen Überblick über historische und moderne Anstrichsysteme. Neben der Berücksichtigung des Untergrundes bei der Wahl eines geeigneten Anstrichstoffes riet er gerade bei den modernen Materialien immer auch das Kleingedruckte zu lesen. Erfurth empfahl, die Werbeslogans der Hersteller moderner alles könnender Anstrichsysteme durchaus kritisch zu hinterfragen.

Im Anschluss führte Dr. Alexandra Fink von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz durch die Geschichte der Farbgebung an historischen Gebäuden im Mittelrheintal. Gerade bei einer Restaurierung oder Rekonstruktion sei zu beachten, dass gestalterische Aspekte wie Farbgebung und Baudekorationen häufig ganz bewusst im Zusammenhang mit der Funktion eines Gebäudes gewählt wurden.

Der Architekt Ralph Schulte aus Neuwied setzte die Themen Farbe, Material und Form als gestalterische Grundelemente in Bezug zu individuellen Lösungskonzepten von Um- und Anbauten in historischem Bestand.

Über die Verwendung von Leinölfarbe in der Altbausanierung referierte der Vorsitzende des Leinöl im Handwerk e.V. Volker Marten. Er stellte fest, dass der für Anstrichsysteme häufig verwendete Begriff der Beschichtung gerade in Bezug auf historische Anstrichtechniken irreführend sei. Hier zeichne sich Leinöl besonders aus, da es nicht nur beschichte, sondern tief in den Untergrund eindringe und somit konservierend wirke.

Die Kirchenmalerin und Restauratorin im Maler- und Lackiererhandwerk Constance Schröder machte einen virtuellen Baustellenrundgang und referierte praxisnah über verschiedene Projekte von der Restaurierung einer Leimfarbenfassung über die Rekonstruktion einer Kalkfarbenausmalung bis zur Fassmalerei.

Ihr Fazit und dies steht stellvertretend für alle Referierenden des Tages: Anstriche und Farbfassungen müssen individuell, im Hinblick auf die materialspezifischen und die bauphysikalischen Gegebenheiten gewählt werden. Sie müssen aber auch in Bezug auf die Befundlage und die historische Intention einer Farbgestaltung diskutiert und abgestimmt werden.

Abschließend konnten sich die Seminarteilnehmer während eines realen Baustellenrundgangs einen Eindruck über die Geschichte der Abtei und die fortwährenden Restaurierungsarbeiten verschaffen.